Fast jedes Mal, wenn ich koche, sagt mein Mann: „Ich mache dir Licht, dann siehst du auch was.“ Unsere Küche ist alt. Sehr alt. Hässlich ist sie noch dazu.
Sie besteht aus einer Kombination verschiedener Küchenoberschränke, die nicht zueinander passen und ebenso ungleichen Arbeitsflächen eines großen schwedischen Möbelhauses sowie einigen Elektrogeräten, die unseren Stromanbieter freuen, da ihre Ökobilanz in den späten Neunzigern vielleicht mal zeitgemäß war.
Mein Mann macht mir aber nicht deshalb das Licht an, weil unsere Küche so hässlich ist, dass man lieber im Dunkeln kocht – so schlimm ist es nun auch wieder nicht, immerhin essen wir an einem schönen mintgrünen Holztisch, ein Erbstück, dessen Patina nicht nur aus den Essenresten unserer Kinder besteht. Auf diesem Tisch befindet sich eine wunderschöne Leuchte, ein zeitloser Klassiker der Firma Floss, und, um nun endlich zum Punkt zu kommen: dieses Licht ist das einzige, das ich toleriere, wenn ich in unserer Küche bin.
Es ist ein warmes, indirektes Licht, das eine gemütliche Stimmung erzeugt. Es ist nicht besonders hell, deshalb mag ich es: Elegant und zurückhaltend lädt es auf unserem Esstisch mit subtiler Strahlkraft zum Verweilen ein. Außer dieser kleinen Ikone, die erhaben über dem zusammengewürfelten Rest thront, der ihrer kaum würdig scheint, verfügt unsere Patchwork-Küche nämlich lediglich über eine verstaubte Halogenröhre, die brutal den Herd anstrahlt, und eine grausame Deckenfunzel, beides Relikte unserer Vor-Vormieter, die den Charme einer nasskalten Bahnhofshalle ausstrahlen.
Mein Mann ist nicht ganz so empfindlich wie ich, was die Lichtsituation in unserer Küche angeht, er sieht halt gerne was beim Kochen. Dabei haben wir beide Geschmack, wirklich. Wir träumen schon lange von einer neuen Küche. Einer, in der man nicht nur sieht, was sich in Töpfen, Pfannen, Schränken und Schubladen befindet, sondern die das kann, wofür Küchen insgeheim berühmt sind: dem Wohnzimmer den Rang als gemütlichstes Zimmer ablaufen.
Unsere Traumküche kommt zum Beispiel von Alpes Inox. Edelstahl ist sexy. Kühl und clean, cool und tough, ein Ort, an dem gearbeitet wird! Aber natürlich auch gelebt. Diesen Spagat schafft das richtige Licht. Indirekte Beleuchtung heißt das Zauberwort, ich sage es ja. Heutzutage gibt es so viele herrliche technische Möglichkeiten und Gadgets! Licht lässt sich in Regale integrieren, an Glasböden blitzen kleine LEDs auf (nimm das, Stromanbieter!), selbst in den Nischen zwischen Ober- und Unterschränken keine Dunkelheit mehr – alles ist erleuchtet.
Sogar Schubladen-Griffleisten lassen sich beleuchten. Was für ein Traum! Nie wieder das Gefühl, im Novemberregen mit nassen Schuhen durch den Berufsverkehr auf Gleis 3 zu eilen, wenn man doch eigentlich eine gemütliche Aglio Olio kochen und ein Glas Lugana dazu trinken wollte. Versteckte Lichtelemente, so weit das Auge reicht. Die Vitrine erlebt gerade ihr Comeback in der Küche – noch so ein Ort, hinter dessen Verglasung ich die LEDs nur so funkeln lassen möchte …
Halogenröhre und Deckenfunzel, ihr müsst jetzt stark sein. Eure Zeit ist vorbei. Der Mann und ich fahren im Januar nach Köln auf die Möbelmesse – da geht uns ein Licht auf …
Dieser Text ist in Zusammenarbeit mit der imm cologne entstanden.