Es war einmal ein Igel, der lebte in einem Wald. Er hatte dort ein gutes Igel-Leben: Im Sommer fraß er sich satt an Käfern und Würmern, den Winter verschlief er in riesigen Laubhaufen, während er vom nächsten Sommer träumte. So ging das, jahrein, jahraus.
Eines Tages wachte der Igel auf, schläfrig rieb er sich die Augen, und blinzelte ins Licht. Da sah er am Ende des Waldes einen Regenbogen. Noch nie in seinem ganzen Leben hatte er etwas so Wunderschönes gesehen. Sagt man nicht, dass am Ende des Regenbogens ein Schatz vergraben liegt? „Ich muss mich sofort auf den Weg machen!“ dachte der Igel.
So schnell ihn seine kurzen Beine trugen, rannte er los. Doch schon bald kam er aus der Puste. Da traf er einen Hasen:
„Ist es noch weit bis zum Ende des Waldes?“ fragte der Igel dem Hasen. „Nein!“ antwortete dieser, „Ist ein Katzensprung.“ Dass der Hase viel besser springen konnte als er selbst, war dem Igel
nicht bewusst, und so raste er gleich wieder los. Kurz darauf ging ihm die Puste erneut aus und der Regenbogen schien noch immer sehr weit weg. Da begegnete ihm ein Eichhörnchen.
Er fragte es: „Eichhörnchen, kannst du mir sagen, ob es noch weit ist bis zum Ende des Waldes?“ „Nein!“ antwortete das Eichhörnchen. „Von den Wipfeln der Bäume sieht es ganz nah aus.“
Da schöpfte der Igel neuen Mut und lief wieder los. Irgendwann wollte er die Hoffnung fast aufgeben, da begegnete er einem Dachs. „Lieber Dachs,“ begann der Igel, „bitte, kannst du mir
helfen? Ich will zu dem Regenbogen dort hinten und ich weiß einfach nicht, ob ich es schaffe!“ „Du siehst erschöpft aus“, sagte der Dachs. „Komm mit in meinen Bau und ruh dich erst mal
aus.“
Der Igel hatte Hunger und Durst und nahm das Angebot dankbar an. Der Dachsbau war gemütlich und warm. Sie tranken und aßen und plauderten und lachten. Der Igel vergaß die
Zeit. Doch plötzlich fiel ihm wieder ein, wohin er wollte: zum Regenbogen! Er musste doch zum Regenbogen! Schnell verabschiedete er sich und rannte los.
Sobald er den Bau des Dachses verlassen hatte, merkte er, dass der Regenbogen verschwunden war. Es dämmerte fast. Der Igel war enttäuscht und wütend. Warum hatte er sich so lange bei dem Dachs
aufhalten müssen? Warum hatte er sich nicht ein bisschen mehr beeilt? Verärgert machte er sich auf den Heimweg.
Der kam ihm kurz vor, viel kürzer als der Hinweg. Noch vor Einbruch der Dunkelheit war er wieder zuhause. Dort angekommen spürte er, dass seine Wut verschwunden war. Denn er hatte an den
Hasen gedacht und an das Eichhörnchen. Vor allem aber an den Dachs. Wäre er zuhause geblieben, hätte er sie nicht getroffen. Und das wäre wirklich schade gewesen.